Die wechselvolle Geschichte des Geburtshauses von Heinrich Heine

Als ich das Geburtshaus meines Lieblingsdichters Heinrich Heine zum ersten Mal besuchte, war es verschlossen und machte einen düsteren Eindruck. Das war im Sommer 2005 bei meiner ersten Erkundungstour auf Heines Spuren durch die Düsseldorfer Altstadt, die ich während meines Studiums unternahm. Anfang 2006 erlebte ich die Wiedereröffnung des heute bekannten Heine-Hauses in Düsseldorf und fand das Haus völlig verändert vor. Fassade und Interieur waren komplett renoviert und erstrahlten in neuem Glanz. In diesem Beitrag möchte ich einen Blick auf die wechselvolle Geschichte des Geburtshauses von Heinrich Heine werfen und die verschiedenen Nutzungsphasen im 19. und 20. Jahrhundert sowie seine Bedeutung in der Gegenwart beleuchten. Sie erfahren, wie sich das Heinrich-Heine-Haus in Düsseldorf vom einstigen Modegeschäft über Metzgerei und Bäckerei, Brauerei und Literaturcafé zur gehobenen Buchhandlung entwickelte.

1. Zur Geschichte von Heines Geburtshaus im 19. Jahrhundert

Im ersten Teil stelle ich Ihnen das originale Geburtshaus Heinrich Heines und das weniger bekannte Wohnhaus seiner Familie in der Bolkerstraße vor. Hier lesen Sie über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie, in wen sich der junge Dichter verliebte, wer die erste Gedenktafel anbrachte und warum das heutige Heine-Haus nicht mehr viel mit dem eigentlichen Geburtshaus zu tun hat.

1.1 Heines Geburtshaus, Wohnsitz der Familie Heine von 1797 bis 1809

Das Haus, in dem der deutsche Dichter und Schriftsteller Heinrich Heine geboren worden ist, existiert nicht mehr. Das ursprüngliche Geburtshaus auf der heutigen Bolkerstraße 53 wurde bereits 1821 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der später durch den Einbau großer Schaufenster verändert wurde. Die Familie Heinrich Heines mietete die Geschäfts- und Wohnräume von entfernten Verwandten der Familie mütterlicherseits. Der kurfürstliche Hofkammeragent Jacob Emanuel (Jokel) van Geldern hatte das Grundstück 1766 erworben. Sein Vater Michael van Geldern, wohnhaft in Deutz, war ein Bruder von Heinrich Heines Großvater Gottschalk van Geldern. Als Jokel van Geldern 1810 starb, ging der Besitz an seine Frau Gütchen van Geldern über. Deren Tochter Charlotte (1794-1858) heiratete Mendel Baruch Wolf (1793-1857) aus Mühlheim an der Ruhr, der ab 1829 als Eigentümer belegt ist.

Die genaue Stelle auf dem Grundstück, in dem Heinrich Heine und seine drei Geschwister Charlotte, Gustav und Maximilian das Licht der Welt erblickten, ist leider unbekannt. Manche vermuten das Vorderhaus, andere das Hinterhaus. Das Vorderhaus war ein niedriges einstöckiges Gebäude und offensichtlich baufällig. Das Hinterhaus war ein Fachwerkbau und wurde erst im Zweiten Weltkrieg zerstört. Heines Schwester Charlotte Embden, geb. Heine, bestand darauf, dass die Kinder im Vorderhaus geboren wurden. Ein möglicher Hinweis findet sich in Heines Lebenserinnerungen, in denen er über die Tätigkeit seines Vaters als Unterleutnant in der Bürgerwehr zwischen 1806 und 1811 berichtet.

Wie glücklich war daher mein Vater als zu Düsseldorf die Bürgergarden errichtet wurden und er als Offizier derselben die schöne dunkelblaue, mit himmelblauen Sammetaufschlägen versehene Uniform tragen konnte und an der Spitze seiner Kolonnen unserem Hause vorbeidefilieren konnte. Vor meiner Mutter, welche errötend am Fenster stand, salutierte er dann mit allerliebster Courtoisie (…)


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Allerdings könnte die Angabe „an unserem Hause“ auf das spätere Wohnhaus der Familie hindeuten, das sie 1809 erwarb.

Gewiss ist jedoch, dass Heines Vater Samson im Vorderhaus am 6. Juni 1797 sein auf englische Manufaktur- und Luxuswaren spezialisiertes Modegeschäft eröffnete. Damals war die Bolkerstraße die „Kö“ von Düsseldorf, als es die heutige Königsallee noch nicht gab. Die im 14. Jahrhundert angelegte Bolkerstraße war zu Heines Zeiten eine vornehme Einkaufsstraße mit vielen Modegeschäften. Heine selbst machte das Geburtshaus zum Ausgangspunkt seiner dichterischen Laufbahn und hatte dabei auch die gewinnbringende Nutzung des Hauses im Blick. Er beschrieb seine Kindheitserinnerungen so:

Dieses Haus wird einst sehr merkwürdig seyn, und der alten Frau, die es besitzt, habe ich sagen lassen, daß sie bey Leibe das Haus nicht verkaufen solle. Für das ganze Haus bekäme sie jetzt doch kaum so viel wie schon allein das Trinkgeld betragen wird, das einst die grünverschleyerten, vornehmen Engländerinnen dem Dienstmädchen geben, wenn es ihnen die Stube zeigt, worin ich das Licht der Welt erblickt, und den Hühnerwinkel, worin mich Vater gewöhnlich einsperrte, wenn ich Trauben genascht, und auch die braune Thüre, worauf Mutter mich die Buchstaben mit Kreide schreiben lehrte – ach Gott! Madame, wenn ich ein berühmter Schriftsteller werde, so hat das meiner armen Mutter genug Mühe gekostet.


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1.2 Das Wohnhaus der Familie Heine von 1809 bis 1820

Als Heinrich Heine, damals noch Harry genannt, elf Jahre alt war, erwarb seine Familie für 11.200 Reichstaler das repräsentative Bürgerhaus in der Bolkerstraße 42, in dem sie von November 1809 bis Januar 1820 lebte. Heines Vater führte dort sein Geschäft weiter und freute sich über den Raumgewinn, durch den er sein Warensortiment erweitern konnte. Neben modischen Samtstoffen führte er Haushaltswaren, Bettwaren, Lederwaren und sogar Möbel. Bei Heine’s Vater konnte man fast alles bekommen. Er war ein Großhändler mit einem beachtlichen Geschäftsvolumen und weitreichenden Handelsbeziehungen von England bis in die Schweiz. Er war besonders auf den Einkauf spezialisiert und ein großer Liebhaber von hochwertigen Stoffen und Luxusgütern. Nur der Absatz seiner Produkte bereitete ihm Schwierigkeiten. Ihm fehlte die Fähigkeit, neue Absatzmärkte zu erschließen. In der großen Finanz- und Wirtschaftskrise ab 1810 geriet sein Warenhandel in erste finanzielle Schwierigkeiten.

Für den jungen Harry Heine war dieses Wohnhaus der Ort einer besonderen Begegnung. Samsons Bruder, der wohlhabende Salomon Heine aus Hamburg, kam 1814 mit seinen drei ältesten Töchtern nach Düsseldorf, um im Familienrat über die Zukunft des Erstgeborenen zu tagen. Bei diesem Besuch verliebte sich der 16-jährige Harry unsterblich in seine Hamburger Cousine Amalie, die gerade 14 Jahre alt war. Er sollte das väterliche Geschäft übernehmen, denn für ein Studium fehlten seiner Familie die finanziellen Mittel. Doch Harry interessierte sich derweil nur für Amalie und die Poesie, fügte sich aber dem Wunsch seiner Eltern und Verwandten. Zwei Jahre lang schmachtete er nach ihr, besuchte eine Handelsschule, absolvierte Volontariate in Frankfurt und begann schließlich 1816 eine Lehre im Kontor des Bankhauses von Salomon Heine in Hamburg. Doch nur gelegentlich wurde er in das private Anwesen seines Onkels eingeladen. Seine Liebe wurde nicht erwidert. Er goss sie in Poesie. Amalie wurde zur Muse seiner frühen Liebeslyrik, wie Laura für Petrarca.

1818 eröffnete Harry Heine in Hamburg eine Art Outlet für das Düsseldorfer Tuchlager, wurde aber in den Konkurs des väterlichen Unternehmens verwickelt, das im März 1819 liquidiert wurde. Auch der Gesundheitszustand von Heines Vater hatte sich stark verschlechtert, so dass er sich zu einer Kur nach Norddeutschland begab. Im Januar 1820, als Harry bereits in Bonn studierte, verließ die Familie Heine Düsseldorf für immer. Das Wohnhaus in der Bolkerstraße 42 wurde an den Besitzer der Gaststätte „Zum Heidelberger Faß“ verkauft, dem heutigen „Uerige“.

Die weiteren Besitzverhältnisse des ehemaligen Wohnhauses der Familie Heine sind im Gegensatz zu Heines Geburtshaus nicht erforscht. Aus dem Jahr 1938 gibt es ein Foto mit dem Geschäft „Bettenhaus Figge“. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg so stark beschädigt, dass es 1959 abgerissen und 1960 wieder aufgebaut werden musste. Die 1973 in Düsseldorf gegründete Steakhauskette Maredo war dort bis Herbst 2020 ansässig und ging im sogenannten „Lockdown light“ als wirtschaftlich angeschlagenes Unternehmen in die Insolvenz. An ihre Stelle trat 2022 die Fast-Food-Kette McDonalds, über deren Einzug ich berichtete.

1.3 Die erste Gedenktafel und ständige Besitzerwechsel

Nach Heines Weggang war das Geburtshaus weitreichenden Veränderungen unterworfen, wie den bereits erwähnten Abriss des Vorderhauses 1821 und die wechselhaften Besitzverhältnisse im 19. Jahrhundert. Zunächst ging es an die Erben von Mendel Baruch Wolf, Simon Wolf und dessen Nachfahren, über. Von 1859 bis 1880 ist Stephan Schoenfeld, Hoflieferant für Zeichen- und Malutensilien als neuer Eigentümer belegt. Er ließ am 31. Januar 1867 eine Marmortafel zur Erinnerung an Heinrich Heine anbringen und leitete mit seiner Privatinitiative das Gedenken an den großen Sohn der Stadt Düsseldorf ein. Seinem Sohn Dr. Franz Schoenfeld gelang 1862 der Durchbruch bei der Herstellung von Nass-Aquarellfarben in Näpfchen statt in Tuben und gründete die Firma Lukas Künstlerfarben. Ob ihm dabei der künstlerische Geist Heines beigestanden hat, ist nicht überliefert.

Der nächste Besitzerwechsel des Heine-Hauses in Düsseldorf führt ins Handwerk. 1881 nahm der Metzger Theodor Hüls den Betrieb auf, der 1890 von Bernhard van der Beck übernommen wurde. Im Jahre 1908 wurde die Marmortafel um eine neue Bronzetafel von Professor Hugo Berwald (1863-1937) erweitert, welche leider der nationalsozialistischen Metallspende aus dem Jahre 1940 zum Opfer fiel. Das 20. Jahrhundert sollte das Heine-Haus ein weiteres Mal in seinen Grundfesten erschüttern.

2. Zur Geschichte von Heines Geburtshaus im 20. Jahrhundert

Noch vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges erfuhr das Geburtshaus Heinrich Heines einen weiteren, sogar dauerhaften Besitzerwechsel und blieb bis Anfang der 1990er Jahre im Besitz der Familie Weidenhaupt. Im Zweiten Weltkrieg wurden Heines Geburtshaus und das spätere Wohnhaus in der Bolkerstraße 53 und 42 stark beschädigt und in der Nachkriegszeit wieder aufgebaut. Die folgende Übersicht enthält sowohl vergangene, verschwundene als auch noch bestehende Initiativen rund um Heines Geburtshaus.

2.1 Die Bäckerei Weidenhaupt in Heines Geburtshaus

1910 erwarb der Bäckermeister Wilhelm Weidenhaupt (1882-1947), genannt Willy, das Geburtshaus von Heinrich Heine und brachte dort seinen Backbetrieb und einen Verkaufsraum unter. Über mehrere Jahrzehnte kauften die Düsseldorfer ihre Brötchen dort ein, wo Heines Vater zu Beginn des 19. Jahrhunderts sein Textilwarengeschäft betrieben hatte. Weidenhaupt war 1932 Mitbegründer des Heimatvereins „Düsseldorfer Jonges“ und bis zu seinem Tode Präsident. Er richtete im Hinterhaus einen kleinen Gedenkraum für den Dichter ein.

Im Januar 1933 stifteten der Heimatverein die erste und einzige Gedenkplakette am Hinterhaus – leider zum unrechten Zeitpunkt. Die Plakette wurde entfernt und ist heute verschollen. Anlässlich des 150. Heine-Geburtstages 1947 stifteten die „Jonges“ eine neue Gedenktafel – diesmal über der Schaufensterfront des Vorderhauses. Leider hing die Tafel etwas zu hoch, um auf der verkehrsreichen Straße von den Heine-Verehrern gefunden zu werden, die den Geburtsort ihres Lieblingsdichters nicht unbedingt in einer Bäckerei vermuteten.

Die aktuelle Gedenktafel am Heine-Haus (seit 1947) wurde von Willi Hoselmann geschaffen.
Die aktuelle Gedenktafel am Heine-Haus (1947) wurde von Willi Hoselmann geschaffen.
Die Literaturhandlung Müller & Böhm ist die beste Adresse für Heines Werke.
Die Literaturhandlung Müller & Böhm ist die beste Adresse für Heines Werke.

Nach dem Wiederaufbau des Heine-Hauses nahm die Bäckerei Weidenhaupt 1951 ihren Betrieb wieder auf und führte ihn bis Ende der 1970er Jahre fort, während sich die Stadt Düsseldorf vergeblich bemühte, das Haus bzw. das Grundstück zu erwerben, um dort ein Museum einzurichten. Dies gelang schließlich in der Bilker Straße 14, wo ab 1973 das neu gegründete Heinrich-Heine-Institut mit einem Ausstellungsbereich untergebracht war.

Die damalige Besitzerin des Heine-Geburtshauses hatte andere Pläne: Einerseits lagen lukrative Angebote mehrerer Brauereien vor, andererseits sollte ihr Sohn Joachim Weidenhaupt das Haus erben. Das geschah 1975, und ab 1981 vermietete er das Erdgeschoss an die Hannen-Brauerei. Es entstand „Heines Bierakademie“, allerdings ohne literarische Ambitionen. Weidenhaupt stimmte dem Kauf der Immobilie durch die Stadt unter der Bedingung zu, dass ihm ein lebenslanges Wohnrecht eingeräumt würde. Der inzwischen betagte Herr wohnt noch heute dort und entwickelte sich eine Zeitlang sogar zum lautstarken Störenfried literarischer Veranstaltungen, indem er während des Vortrags Schlagermusik abspielte.

2.2 Der „Hühner-Hugo“ und das falsche Geburtshaus

Wenn vom Geburtshaus Heinrich Heines die Rede ist, darf die Geschichte vom falschen Geburtshaus nicht fehlen. Im Heine-Jahr 1972 bildete sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine private Initiative, die es verstand, auswärtige Heine-Freunde anzulocken. Die bekannte Hähnchenbraterei mit dem Namen „Hühner-Hugo“ wurde Anfang der 1970er Jahre zu einer urigen Kneipe mit Fachwerkfassade umgebaut und mit Butzenfenstern versehen. Der Innenraum wurde mit Unterstützung der Heinrich-Heine-Gesellschaft mit Heine-Andenken ausgestattet.

Heinrich-Heine-Stube“ und „Loreley-Stube“ luden bis 1985 zum Biertrinken, Essen und Verweilen ein. Die Touristen waren glücklich und glaubten nun, Heines Wiege habe auf der Bolkerstraße 48 gestanden. Am Nachbarhaus erinnert daran die Heine-Gedenktafel eines unbekannten Stifters, der offensichtlich auch nicht wusste, dass Heinrich Heine in der Bolkerstraße 53 geboren wurde. Selbst unter dem Giebel des Hauses prangt noch heute der Schriftzug „Heine *1797“. Von 1996 bis 2000 saß auf der ersten Etage sogar eine Heine-Figur, die das Langenfelder Architekturbüro Pfarr ausführte. Sie zog anschließend ins Heinrich-Heine-Institut um und ziert den dortigen Hinterhof.

Nach jahrzehntelangem Pächterwechsel und Leerstand kann man heute auf der Bolkerstraße 48 wieder gegrillte Hähnchen essen. Kentucky Fried Chicken ist eingezogen. Ironie des „Chicksals“?

Blick nach oben: Beim falschen Heine-Haus steht unter dem Giebel „Heine *1797“.
Blick nach oben: Beim falschen Heine-Haus steht unter dem Giebel „Heine *1797“.
4 Jahre lang saß diese Heine-Figur auf der ersten Etage des Hühner-Hugo.
4 Jahre lang saß diese Heine-Figur auf der ersten Etage des Hühner-Hugo.

2.3 Der Heine-Brunnen in der Mata-Hari-Passage

Der hintere Bereich des Grundstücks Bolkerstraße 53 wurde 1972 Teil der heute nicht mehr existierenden Mata-Hari-Passage mit verschiedenen Modeboutiquen. 1984 initiierten der Eigentümer der Passage, Heinz Cremer (1924-2001), und die Heine-Gesellschaft die Errichtung eines Heine-Brunnens aus den verbliebenen Backsteinen der Heine-Zeit. Umrahmt wurde er von einem Abguss der beliebten Heine-Büste von Arnold Frische und einem Großdruck des Heine-Gedichts „Mein Kind, wir waren Kinder“. Der Brunnen wurde Ende 2001 geschlossen, die Passage 2002. Seit 2004 gehört der ehemalige Bereich der Mata-Hari-Passage der Fast-Food-Kette Burger King mit Eingängen an der Hunsrücken- und Bolkerstraße. Hier gibt es nun Double Whopper statt „doppelte Poesie“ (Harzreise).

Bei meinen Heinrich-Heine-Führungen wurden schon so manche Anekdoten oder Erinnerungen an das besondere Flair der Mata-Hari-Passage ausgetauscht, z.B. der überteuerte Kauf von zerschlissenen Jeans zum Ärger der Eltern. Welche Erinnerungen haben Sie an die Mata-Hari-Passage? Schreiben Sie mir unter diesem Beitrag auf Facebook!

2.4 Literaturtreff „Das Schnabel“ von Jörg Wirbelauer

1990 erwarb die Stadt Düsseldorf das Heine-Haus für etwas mehr als vier Millionen D-Mark. Seitdem wurde das Geburtshaus unterschiedlich genutzt und ein Förderverein gegründet. Zunächst pachtete der Gastronom und Germanist Jörg Wirbelauer das Haus. Er eröffnete 1992 im Erdgeschoss eine Literaturkneipe, das „Schnabelewopski“ – liebevoll „Das Schnabel“ genannt, an das sich viele noch erinnern, z.B. an die leckere Kartoffelsuppe und die Regale voller Bücher, aus denen man sich ungefragt neuen Lesestoff holen konnte. Das Heine-Haus war ein beliebter Treffpunkt und Veranstaltungsort der Düsseldorfer Literaturszene mit Frühstückslesungen, dem „Poetry Café“ von John Linthium und Lesungen lokaler und überregional bekannter Autoren.

Unschöne Querelen im Vorfeld des Heine-Schumann-Jahres führten jedoch zur Schließung des Lokals. Am 18. November 2011 eröffnete Jörg Wirbelauer in der Kölner Südstadt, Corneliusstraße 1, eine kleine Weinstube mit dem Namen „Reinwein“. Das Motto lautete „Wein trinken mit klugen Köpfen“. Die positive Bewertung der Weinstube durch den Kölner Restaurantführer Markus Steinberg vom April 2013 verlinke ich unten bei den Quellen. Das „Rheinwein“ selbst gibt es nicht mehr und auch die Spur seines Besitzers ist verloren.

3. Heines Geburtshaus in der Gegenwart

Nach der Schließung der Literaturkneipe wurde das Heine-Haus grundlegend renoviert und die frühere Aufteilung der Mata-Hari-Passage aufgegeben, der Heine-Brunnen abgebaut und die großen Schaufenster wiederhergestellt. Der neue Vortragssaal befindet sich genau an der Stelle des ehemaligen Hinterhauses, wo die Geburtsstätte des Dichters vermutet wird. Ein auratischer Ort des Heine-Gedenkens will das neue „Heine-Haus“ aber nicht sein. Nur die Bronzebüste und die noch vorhandenen Backsteine, auf denen sie steht, erinnern an Heine und den Geist, der die Lesungen würzt.

Am 17. Februar 2006 eröffnete die stadtbekannte „Literaturhandlung Müller & Böhm von Selinde Böhm und Rudolf Müller in den Räumlichkeiten des Heine-Hauses. Mit namhaften Autoren wie Durs Grünbein, Eva Menasse, Connie Palmen oder Cees Nooteboom bietet die inhabergeführte Literaturhandlung ein anspruchsvolles literarisches Veranstaltungsprogramm. 2021 erhielt sie den Deutschen Buchhandlungspreis mit Gütesiegel und einer Prämie in Höhe von 25.000 Euro.

Zum Veranstaltungsprogramm gehört unter anderem das dreitägige Poesiefest, in dessen Rahmen der „PoesieDebütPreis Düsseldorf“durch den „Verein zur Förderung des Heinrich Heine Geburtshauses e.V.“ an zeitgenössische Lyriker vergeben wird.

Die Buchhandlung selbst ist neben dem Heinrich-Heine-Antiquariat und dem Bücher Ober die beste Anlaufstelle, um Heines Werke in Düsseldorf käuflich zu erwerben. Heine-Fans und Literaturliebhaber sollten sich einen Besuch in diesem Bücheruniversum nicht entgehen lassen!

4. Quellen zum Vertiefen und Weiterlesen

Bilder von Heine-Brunnen und Mata-Hari-Passage auf dem Blog des Düssel-Flaneurs: Düsseldorfs meistvermisster Erinnerungsort der 1980er von Sebastian Brück (2021).

Markus Steinberg: Reinwein, Essen in Köln (Privater Blog)

Bolkerstraße, Wikipedia

Heine Haus (Düsseldorf), Wikipedia

Franz Schoenfeld, Lukas Farben

Willy Weidenhaupt, Tischgesellschaft der Düsseldorfer Jonges

Heinrich Heine war in Düsseldorf zuhause.

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